“The Frozen Heart” sind ein Folk-Pop-Duo aus Wien, das mit Songs To Soothe Your Soul sein englischsprachiges Debüt-Album vorlegt (Doppel-Vinyl & CD). 13 Songs, die in den letzten drei Jahren entstanden sind, starke Stimmen und Texte, feine akkustische Instrumente, Songwriting mit Tiefgang in populärem Gewand. Im Zentrum stehen Barbara Fallmann und Eugen Maria Schulak. Beide sind sie mit angloamerikanischer Musik aufgewachsen, die ihnen im Blut liegt und die sie in einer emotional hochspannenden Weise weiterführend interpretieren.
Eugen
Begonnen hat alles mit dem Klavier, in sehr jungen Jahren, mit einer strengen Klavierlehrerin. Da gab es Etüden bis zum Abwinken und Noten, die mir nur so über den Kopf gepurzelt sind – bis ich das schwarze Ding schließlich zerlegt habe, in alle Einzelteile. Einige Jahre später hat mir Onkel Dietmar vom For Music dann eine Westerngitarre ans Herz gelegt. Mein Schulfreund hatte eine weiße Strat. Die Beatles haben wir gespielt und Pink Floyd: The lunatics are on the grass … Dann kam purer Rock ’n’ Roll in voller Besetzung, viel Spaß für viele Jahre. Doch irgendwann stand ich mit den Songs alleine da, weil die anderen Jungs entweder ins Ausland gingen oder mit anderen Bands tourten, die gerade gut im Geschäft waren. Die Folge war, dass ich gemeinsam mit dem Sänger der Band ein Tonstudio gründete mit dem Plan, die Songs selbst aufzunehmen. Dazu kam es aber nie, weil wir statt dessen Radio- und Fernsehwerbung produzierten, um das sündteure Studio-Equipment zu finanzieren. Schließlich haben wir gutes Geld damit verdient und sind in der Werbung hängengeblieben, wieder viele Jahre lang, bis mir diese „Musik“ derart auf die Nerven gegangen ist, dass ich sie gleich gänzlich über Bord geschmissen habe.
Was dann kam, war gewissermaßen mein zweites Leben, mein Leben als Philosoph. Ich hatte nun einen triftigen Grund alle angefangenen Studien abzuschließen und beruflich neu zu beginnen. Das war ein enormer Lernprozess, der mit die Augen geöffnet hat. Die Gitarren hingegen sind an den Wänden verstaubt, wie ausgestopfte Trophäen. Nach zwölf Jahren weitgehender musikalischer Abstinenz hat mir dann ein lieber Freund ganz unvermittelt sein Instrument in die Hand gedrückt, worauf sich in mir Gefühle geregt haben, von denen ich geglaubt habe, dass es sie gar nicht mehr gibt. So habe ich wieder zu üben begonnen, bin in den Proberaum gegangen, gemeinsam mit anderen, so wie ganz zu Anbeginn. Und ich habe Lehrer gefunden, die mir halfen, meine alte Form wiederzufinden und über das Ziel hinauszuschießen.
Und dann kam Barbara … der Wirbelwind. Eine Musikerin, die viel jünger war und in den Startlöchern stand. Es war Liebe auf den ersten Blick, die in der Musik ihre Erfüllung fand. Wir konnten von Anfang an miteinander spielen, ganz leicht und unbeschwert, und haben dann zu singen begonnen, Texte geschrieben, Lieder entworfen, die nach und nach Gestalt bekommen haben. Die Texte haben wir uns von der Seele geschrieben, wie das Leben so spielt. Die Musik kam aus der Luft, aus den Hoffnungen, aus der Freude, aber auch aus dem Schmerz, dem Scheitern und der Verzweiflung. Wir haben jede Menge Melodien im Kopf, die darauf warten gespielt zu werden. Und wir haben großartige Musiker um uns, die uns dabei unterstützen. Und vor allem: Es ist so wichtig zu singen und zu musizieren! Das weiß nur der, der es selber tut.
Barbara
Am Anfang waren Pink Floyd, und die Beatles, und Chubby Checker, und Dave Dee, Dozy, Beaky Mick & Titch, und Elvis und die EAV und … unzählige Abende mit der Familie an denen wir zusammen saßen, plauderten, spielten und Musik hörten und ich verstanden habe, dass Musik eine Sprache ist, die man selbst dann noch wunderbar versteht, wenn einem die Worte fehlen.
Begonnen hat alles mit einem verstaubten Geigenkasten, den ich auf unserem Dachboden entdeckt habe. Er gehörte einem meiner großen Brüder, war mit dunkelgrünem Samt ausgekleidet und barg eine hübsche Dreiviertel-Geige, die ganz leicht in der Hand lag und wunderbar nach altem lackierten Holz und Kolophonium duftete. Ein paar Wochen später wurde ich in die Dorfmusikschule eingeschrieben und erhielt meinen ersten Geigenunterricht. Das Talent, das meine Lehrerin in mir sah, war kein Ansporn mich für die barocken Stücke und Volkslieder zu begeistern, die ich Woche für Woche spielen musste. Die Pubertät setzte ein. Ich nahm zwar noch hin und wieder Geigenstunden, verwickelte meine Lehrerin aber nur zu gerne in ausführliche Gespräche über ihre zweite Leidenschaft, dem Lenkdrachenfliegen – bis die Unterrichtszeit zu Ende war. Auch mein Engagement bei der Kirchenmusik konnte die wachsende Abneigung gegen mein Instrument nicht aufhalten – die Melodien aus dem Musical Jesus Christ Superstar waren da eine löbliche Ausnahme, die mich noch bei der Stange hielten. Doch kaum zu Hause angekommen, verschwand der Geigenkasten wieder in der Ecke und ich widmete mich der „richtigen“ Musik, den Melodien und Texten von Simon&Garfunkel, Leonard Cohen oder Bob Dylan, die ich aufsog wie ein Schwamm. Irgendwann habe ich mich durchgesetzt, ich beendete den Geigenunterricht, bekam sogar eine wunderschöne akustische Gitarre und brachte mir ein paar Griffe bei. Nachdem ich jedoch niemanden hatte, mit dem ich Musik machen konnte, wurden bald andere Dinge wichtiger.
So vergingen die Jahre. Ich lernte viele und sehr unterschiedliche Menschen und Welten kennen. Die Liebe zur Musik blieb aber stets ein Teil von mir und war das verbindende Element zu den meisten meiner Mitmenschen. Nach den frustrierenden Erfahrungen meiner Kindheit kam ich nicht mehr auf die Idee, aktiv Musik zu betreiben, bis mein Onkel mich eines Tages fragte, ob ich in seiner Band mitspielen will: Rock ’n’ Roll und Songs von Neil Young. Endlich Musik, die mir gefiel. Ich begann Gitarre und Bass zu spielen, auch zu singen und schaffte den Sprung ins Bandleben. Dann lernte ich Eugen kennen, erst als klugen Philosophen und immer mehr als warmherzigen Freund, der sich bereit erklärte, mir Gitarrenunterricht zu geben. Ich kaufte ihm seine alte Westerngitarre ab, begann mit ihm zu üben und lernte dabei einen völlig neuen Zugang zum Musizieren kennen, ohne Noten aber mit viel Gefühl. Staunen nur kann ich und staunend mich freuen über diese Reise, die einen zu den höchsten Höhen und tiefsten Abgründen seines Selbst bringt. Boomshakalaka.